Meine erste Reaktion auf diese dreiste und simple Manipulation der Regelungssoftware bei VW: Wie konnten die so naiv sein zu glauben, dass sie damit vielleicht durchkommen? Dass das wirklich keiner merkt? Wenn ich ein bisschen weiterdenke, erscheint Naivität als Erklärung aber unplausibel. Das Management von VW ist bis zum obersten Boss mit Ingenieuren besetzt. Das sind Leute, die haben was im Kopf, die können denken und mit Zahlen umgehen. Naiv im klassischen Sinn werden da die wenigsten sein.
Die meisten VW-Manager werden eine ungefähre Vorstellung von Wahrscheinlichkeitsrechnung haben. Ein Außenstehender wie ich kennt aus den Medien nur die Fälle, in denen ein solcher Betrug aufgeflogen ist. Klar. Also muss ich für das Entdeckt-werden eines solchen Betrugs eine Wahrscheinlichkeit von hundert Prozent annehmen: Jeder Fall, den ich kenne, ist aufgeflogen. Jetzt unterstelle ich dem VW-Manager eben, dass er nicht doof ist. Also würde er nichts machen, wo er eine Erfolgswahrscheinlichkeit von oder nahe null Prozent sieht.
Das lässt nur einen Schluss zu: Dieser VW-Manager muss mehr wissen als ich. Der muss zumindest ein paar Fälle kennen, wo VW oder ein anderer Betrieb mit einer ähnlichen Masche durchgekommen ist. Es muss also eine ganze Reihe an ähnlich dreisten, ähnlich großangelegten Betrugsfälle, von denen nie einer was gemerkt hat. Nur so gibt das alles Sinn. Oder hab‘ ich da jetzt einen Denkfehler?