Google hat mich mal wieder gekriegt. Am Samstag habe ich spontan die neue Version der Übersetzer-App installiert. Die Übersetzungen selbst sind zwar weiterhin ziemlicher Murks – Grammatik können die Google-Algorithmen immer noch nicht. Die neue Bilderkennungs-Funktion finde ich trotzdem genial. Vor der Kamera hat man ja eher so was wie Schilder, Etiketten, Buchcover vielleicht. Die paar Wörter, die da drauf stehen, bekommt Google halbwegs hin. Und auch wenn Unsinn rauskommt, macht es großen Spaß:
Dabei will ich Google-Produkte eigentlich gar nicht mögen. Ich habe mir vorgenommen, einen großen Bogen um sie zu machen. Ich nutze seit einiger Zeit kein Gmail mehr, verwende für Suchanfragen lieber Startpage und auf dem Telefon ein modifiziertes Android-System mit erweiterten Datenschutzoptionen.
Und dann gibt es immer wieder diese neuen Features, die unschlagbare Benutzerfreundlichkeit, die Eleganz, der Witz, die mich zurückziehen ins Google-Universum.
Meine Haltung gegenüber Google ist also ziemlich schizophren. Ein Teil von mir ist fasziniert und begeistert, würde gerne noch schnell Informatik studieren und in Mountain View nach einem Job fragen. Der andere Teil liest The Circle und sieht die Bedrohung eines Mehrfach-Monopolisten, der eine ganze Reihe Märkte dominiert und immer mehr Daten über uns alle anhäuft.
vinz sagt:
Ich kenne das Dilemma und kann es 1:1 so unterschreiben. Eine De-Googleifizierung ist aus meiner Sicht ein langwieriger Prozess, der ein kleinen Schritten gegangen werden muss:
Man fängt mit dem Umzug des Mailkontos an, baut sich Kalenderlösungen, wechselt die Standardsuche im Browser usw. Als nächstes folgen Jabber anstatt Gtalk, Piwik anstatt Analytics im Blog und die Entsagung des Play Stores mithilfe von F-Droid (!) und 3rd Party App Stores.
Gleichzeitig sollte man das Erreichte aber auch wertschätzen und nicht als zu klein bemessen. Das Googleverse ist riesig und nahezu allumfassend; hier alles auf einmal erreichen zu wollen ist kaum machbar und frustriert nur.
20. Januar 2015 — 01:07
cendt sagt:
@vinz: Tatsächlich sind die ersten Schritte die wichtigsten. Google-Dienste werden ja umso praktischer je mehr man von ihnen nutzt – durch den Single-Log-In und das gute Zusammenspiel. Wenn man mal angefangen hat für einzelne Dinge auf Alternativen umzusteigen, werden diese Vorteile immer geringer.
20. Januar 2015 — 22:54