Words And Numbers

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Über 2000 Zebrastreifen von A nach B

„It is by riding a bicycle that you learn the contours of a country best, since you have to sweat up the hills and can coast down them… Thus you remember them as they actually are, while in a motorcar only a high hill impresses you, and you have no such accurate remembrance of country you have driven through as you gain by riding a bicycle.“

Ernest Hemingway

Regen. Ich will erzählen von einer Reise nach Süden, einer Reise zum Meer, von Abenteuerlust und Freiheitsdrang. Und die Geschichte beginnt mit Regen. Zwei Tage lang Regen, fast ohne Unterbrechung.

Seppois-le-Bas

Wir wollen mit dem Fahrrad von A nach B fahren, genauer: Von Augsburg nach Barcelona. Quer durch Süddeutschland nach Basel, an der Rhône entlang durch Frankreich und ab Montpellier an der Küste nach Spanien. 19 Tage haben wir Zeit, dann geht der Rückflug. Schön wäre: Früher ankommen und noch ein paar Tage Barcelona erleben. Wir sind zu zweit, ein eingespieltes Team, seit vielen Jahren gemeinsam auf dem Rad unterwegs. Eine Tour dieser Länge ist allerdings für beide Neuland.

Los geht es durch die schwäbische Provinz. Das Gepäck und wir sind einigermaßen wasserfest, so radeln wir Richtung Westen. Optisch passt das Wetter zur Landschaft, die Regentristesse steht der Gegend gut. Mittags retten wir uns in eine Dorfwirtschaft und wärmen uns an einer heißen Suppe. Am Nebentisch wird Jägermeister bestellt, das dazugehörige Gesicht fängt ein Gespräch an. „Nach Spanien? Wirklich? Also, ich hab zwar auch ein Fahrrad…“ Nachmittags läuft es nochmal gut und wir schaffen unser Tagespensum. Das Zelt bleibt an diesem Abend noch in der Tasche, wir quartieren uns im Gasthof zum Löwen ein.

Ain

Am nächsten Morgen serviert man uns ein ordentliches Frühstück, gestärkt brechen wir auf und treten durchs Einheitsgrau. Wir streifen den Bodensee und fahren am Rhein entlang durch deutsch-schweizerisches Grenzgebiet, wo auf beiden Seiten das Preisniveau der Schweiz herrscht. Kurz vor Schaffhausen nehmen wir auch heute ein Zimmer.

Am dritten Tag ist der Himmel noch grau, der Regen hat aufgehört. Auf einem hervorragenden Radweg rollen wir durch ein idyllisches Tal, dann wieder am Rhein entlang nach Basel, wo sich sogar für einen Moment die Sonne zeigt. Basel macht einen sympathischen Eindruck, erstmals sehen wir Radfahrer in nennenswerter Zahl. Um zehn vor vier überqueren wir die Grenze nach Frankreich. Das erste Bonjour, zugerufen von einem entgegenkommenden vélo, klingt herrlich in unseren Ohren. Auf einer kaum befahrenen Straße geht es durch eine hügelige, verschlafene Landschaft. Ich habe mir zum Zeitvertreib einen Handzähler an den Lenker montiert. Die ersten beiden Tage ist mir dafür keine Verwendung eingefallen; seit heute zähle ich alle Zebrastreifen, über die wir fahren. Am Ende des Tages zeigt der Zähler 62. In Seppois-le-Bas kommt unser Discounter-Zelt zu seinem ersten Einsatz. Der Ort ist menschenleer und im Verfall begriffen, im einzigen Restaurant bekommen wir allerdings ein hervorragendes Abendessen. Dazu eine Orangina, alles serviert von sehr freundlichen Menschen. Frankreich hat nach wenigen Stunden mein Herz erobert.

La Vuelte

Tag Nummer vier: Spätestens jetzt sind wir warm gefahren, das Wetter wird merklich besser, es läuft. Die heutige Etappe enthält einige Steigungen, die mit entsprechenden Abfahrten belohnt werden. Die letzten zehn Kilometer bis Pontarlier hängen wir uns in den Windschatten eines Traktors mit großem Anhänger. So haben wir zwar mangels Sicht kaum noch eine Chance den vielen Schlaglöchern auszuweichen, dafür geht es mühelos mit gut 30 Stundenkilometern dahin. Pontarlier wäre eine schöne Stadt, ist abends aber leider völlig ausgestorben. Im Hostel sind wir nahezu die einzigen Gäste.

La Vuelte

Am folgenden Tag kommen wir morgens erst gegen zehn los und lassen uns um halb zwölf schon wieder zur Brotzeit nieder. Am frühen Nachmittag folgt ein Café-Stopp auf dem Place du 11 Novembre in Lons-le-Saunier. Um aus dieser Stadt wieder rauszufinden, müssen wir in einem Fahrradgeschäft nach dem Weg fragen. „Vous parlez ingles?“ – „No, mais je parle très bien francais.“ Er sagt das auf eine sehr charmante Art. À droite und À gauche verstehe ich dann auch und wir finden den Weg auf Anhieb. Dieser führt einen sehr steilen Berg hinauf nach Montaigu, ein idyllisches kleines Dörfchen, mit einer Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Egal, wir müssen jetzt Strecke machen, nonstop geht es weiter. Auch Orgelet hätte vielleicht mehr als Durchrollen verdient, auch hier steigen wir nicht ab. Einige Abfahrten später erreichen wir die Ain-Schlucht, zwischen mächtigen Felswänden vom gleichnamigen Fluss durchflossen. In dichten Wäldern liegen winzige, aus der Zeit gefallene Ortschaften. Sähe man keine Autos, man wähnte sich in den 1920er Jahren. Als wir gegen dreiviertel Neun noch auf ein Bier in die Kneipe wollen, macht diese gerade dicht. Also endet der Tag mit einem Stück Schokolade und einer Dose Orangina vor dem Zelt. Eine absolute Grundvoraussetzung für solche Touren: Man muss sich an den kleinen Dingen erfreuen können, mehr ist manchmal einfach nicht drin.

Pont du Gard

In Belly machen wir die Bekanntschaft eines älteren Radreisenden aus Lyon. Er schimpft uns, weil wir nur Kilometer runterspulen und uns kaum Zeit nehmen, das schöne Frankreich zu besichtigen. Seine wohlwollende Kritik ist vielleicht berechtigt, aber in jede Dorfkirche reinzurennen ist nicht unser Ding. Was wir auch so feststellen: Die Franzosen sind ein edles Volk, freundlich und zuvorkommend.

Am siebten Tag fahren wir durch eine besonders arme Gegend. Viele Häuser stehen leer oder zum Verkauf, die Fenster vernagelt. Der Aufruf „Votez Le Pen“ lässt sich auf vielen Mauern lesen. Gegen Mittag erreichen wir Voiron nach einer rasanten Abfahrt, mein Tacho zeigt fast 70. Uns steht ein Ruhetag bevor, heute wollen wir nochmal ordentlich voran kommen. Nach 150 Kilometern erreichen wir La-Voulte-sur-Rhône und quartieren uns auf einem Campingplatz in der Nähe ein. Insgesamt haben wir nach einer Woche 960 Kilometer geschafft, den Ruhetag haben wir uns verdient.

Beziers

Unseren freien Vormittag verbringen wir in La-Vuelte-sur-Rhône. Wir sitzen entspannt im Straßencafé, schlendern über den Wochenmarkt, streifen durch die Gassen der Altstadt. Abends radeln wir zu einer Pizzeria; so kommen auch am Ruhetag 30 Kilometer zusammen. Wir liegen aber gut in der Zeit, die nächsten Tage können wir ruhiger angehen lassen.

Dementsprechend beenden wir die achte Etappe schon um halb vier. Beim letzten Anstieg macht mir die Hitze zu schaffen, nach der Ankunft flüchte ich mit meinem Buch in den Schatten. Als es kühler wird besichtigen wir den imposanten Pont du Gard, ein Aquädukt aus Römertagen. Beim Abendessen treffen wir Radtouristen aus England. Nach eigener Aussage liegt ihr Schwerpunkt allerdings beim Trinken, erst an zweiter Stelle kommt das Radeln.

danger zone

An einem herrlichen Sonntagmorgen machen wir uns auf den Weg, heute wollen wir das Meer erreichen. Leider sind wir mit diesem Plan nicht allein, im Großraum Montpellier ertränkt uns eine Autoflut. Allein der Lärm macht irre. Der gesamte Städtebau in den Vororten ist nach den Bedürfnissen der motorisierten Gesellschaft ausgerichtet. Riesige Bau- und Supermärkte vereinen sich mit Outlet-Centern und Fastfood-Tempeln zu einer gigantischen suburbanen Betonwüste, durchzogen von breiten Straßen. Erst am Nachmittag nimmt die Hässlichkeit ein Ende und wir erreichen das ersehnte Meer. Jetzt geht es auf einem Radweg direkt am Strand entlang, fernab aller stinkenden Blechhäufen dieser Welt. Kaum haben wir ein Nachtlager gefunden, stürze ich mich in die Fluten.


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Der elfte Tag beginnt vielversprechend, die ersten Kilometer geht es weiter am Sandstrand entlang. Nach dem Frühstück verirren wir uns hoffnungslos in der Touristenhölle Cap d’Agde und brauchen den ganzen Vormittag, um aus dem Gewirr von Hotels, Schnellstraßen und Tennisplätzen wieder heraus zu finden. Auf der Schnellstraße nach Béziers stoßen wir auf einen Leidensgenossen. Der Slowene Marko radelt kreuz und quer durch Europa und schreibt darüber auch ein englischsprachiges Blog. Nach Béziers fahren wir auf einem schmalen, wurzelreichen Pfad am Canal du Midi entlang – nicht effektiv, aber schön und 100% autofrei. In Coloumbiers wechseln wir wieder auf die große Straße und heizen in einer trostlosen Landschaften mit den Lastwägen um die Wette. Zahlreiche Prostituierte stehen am Straßenrand. Auf einer Mauer prangt das Wort „innocent“, unschuldig. An diesem Tag ereignet sich die zweitschönste Geschichte der Reise (die schönste folgt ganz zum Schluss): Lust- und kraftlos kämpfe ich mich bei Gegenwind voran, der Blick auf den Boden gerichtet, mein Compagnon weit voraus. Plötzlich werde ich von einem entgegenkommenden Auto angehupt, ich hebe den Blick. Am Steuer eine hübsche junge Frau, sie winkt und lächelt. Nur darum hat sie gehupt, um mich aufzumuntern. Wie neu geboren fahre ich weiter. Vive la France, du Land der schönen, edlen Menschen.

200 to go

Tag Nummer Zwölf: Es geht in die Ausläufer der Pyrenäen. Wir müssen uns die wunderschöne Landschaft hart erarbeiten. Gegen Abend erreichen wir wieder die Küste und bauen unser Zelt direkt an den Klippen auf.

Nach einer regen- und sturmreichen Nacht und Frühstück am Strand entern wir die Küstenstraße nach Süden. Rechts die Berge, links das Meer. Punkt Zwölf über die Grenze nach Spanien, abrupt ist alles verändert. Häuser, Menschen, Landschaft, sogar die Kühe sehen hier anders aus. Nachmittags Regen. Wir hatten zehn Tage schönes Wetter, heute fällt das Wasser erbarmungslos vom Himmel. Stoisch fahren wir bis zum Abend durch. Auf der Suche nach einem Campingplatz schickt man uns auf durchweichten Wegen über die Reisfelder, ich lande fast der Länge nach im Schlamm. Stern voll Dreck und ausgepowert erreichen wir Camping El Delfin Verde. Ich esse zwei Hauptgerichte und Nachtisch.

Costa Brava

Im Morgengrauen wird der Regen von Sturm abgelöst. Als er im Laufe des Vormittags nachlässt, machen wir uns auf den Weg, die letzte Etappe steht an. Nach wenigen Kilometern treffen wir auf Andreas und Johanna. Die beiden Hamburger sind seit 18 Monaten mit den Rädern unterwegs. Ihre Reise durch vier Kontinente dokumentieren sie lesens- und sehenswert auf cycle-the-world.de. Jetzt fahren sie unsere Route in anderer Richtung, wir tauschen Ratschläge aus. Die Küstenstraße von Sant Feliu de Guíxols bis Tossa de Mar ist das schönste Stück unserer Tour, mit fantastischen Blicken auf Klippen und Meer. Danach folgt einer der hässlichsten Abschnitte, auf 60 Kilometern geht eine Hotelstadt direkt in die andere über. Um viertel nach sechs erreichen wir den Arc de Triumpf in Barcelona. Nach 14 Tagen, keiner Panne, zwei harmlosen Stürzen, 1675 Kilometern und 2062 Zebrastreifen sind wir am Ziel. Genau gleichzeitig kommen Jonathan und seine beiden Kumpels an. Die drei Iren sind aus Toulouse her geradelt. Großzügig teilen sie ihren Champagner mit uns.

Finally: Barcelona

An dieser Stelle bin ich noch die schönste Geschichte der Tour schuldig. Nach dem wir Zieleinfahrt und Champagner genossen haben, machen wir uns auf den Weg zu unserem Campingplatz, er liegt weit außerhalb der Stadt. Nach einigem planlosen Rumgekurve treffen wir an einer Ausfallstraße auf Jesus, der mit seinem Bike durch die Dämmerung kurvt. Er bietet an, uns zu führen und lotst uns tatsächlich eine Stunde lang durch Schleichwege und Nebenstraßen, die wir selbst niemals gefunden hätten. Die Sonne geht unter, der Himmel färbt sich feuerrot. Kurz vor dem Ziel verabschiedet sich unser schwarzer Ritter und verschwindet in der Nacht. Muchas Gracias, Jesus!

Lac de Constance

Herrlich, wieder unterwegs zu sein. Ich dachte immer, das von Augsburg aus nächstgelegene Meer sei die Adria, bei Venedig oder so. Völlig verkehrt, das nächste Meer liegt nur zwei Zugstunden entfernt und trägt den wunderbaren Namen Lac de Constance, zu deutsch Bodensee. Keine Wolke am Himmel, das azurblaue Wasser mit Segelbooten übersät und an jeder Ecke ein Eiscafé, mehr maritimes Flair geht nicht. Dazu am Horizont die schweizer Berge!

Einzig die Mentalität der lokalen Behörden wirkt bisweilen eher preußisch als mediterran. Im österreichischen Ort Hard zieren Schilder das Seeufer: „Baden verboten“. Ein Stück weiter: „Lagern und Baden verboten“. Das Schild „Sprechen und Lachen untersagt“ finden wir nicht, da gab es wohl Lieferschwierigkeiten. Immerhin, der Voralberger hat eine ausgeprägte anarchistische Ader, er lagert und badet unbekümmert.

Man ist international aufgestellt am Lago di Costanza. Die Bodensee-Schiffahrts-Gesellschaft macht ihre Durchsagen zweisprachig und weist in schönstem Bajuwaren-Englisch auf die nächste Verbindung „to Bregenz in Oaschtria“ hin. Dort leistet man sich mit der Seebühne eine imposante, ins Wasser gebaute Open-Air-Location für Opern und Musicals. Punkrock würde da sicher auch funktionieren.

Das ist hier keine arme Gegend, das macht sich bemerkbar. Teure Häuser, teure Yachten, teures Blech dominieren das Bild. Egal: Dank großzügiger, frei zugänglicher Parks am Seeufer braucht es nicht mehr als eine Badehose und vielleicht ein gutes Buch, um sich unter alten Laubbäumen wie der reichste Mensch zu fühlen.

Raupe

Lac de Constance

Ringelnatter

Kleiner See

Lindauer Leuchtturm

Gelesen (1)

„Dieses geistig-körperliche Versumpfen, dieses Fettwerden unten und oben, ist es das, wofür wir leben?“

Andreas Altmann – Im Land der Regenbogenschlange

Autostop ad absurdum

Ich sitze in einer Studenten-WG in Bari, trinke Bier und kann mein Glück kaum fassen. Okay, ich habe letzte Nacht kaum geschlafen und kann mir jetzt ungefähr vorstellen, wie sich Angela Merkel nach einem durchschnittlichen Griechenland-Italien-Spanien-Europa-Weltrettungsgipfel fühlt. Okay, ich habe seit zwei Tagen nicht geduscht, dafür ausgiebig Schweiß abgesondert und Straßendreck aufgenommen und stinke wahrscheinlich wie ein auf einer Bohrinsel gestrandetes Walross. Okay, ich habe seit vier Tagen keine anständige Mahlzeit mehr gegessen und hätte rein gewichtsmäßig inzwischen gute Chancen bei GNTM ins Finale zu kommen.

Aber hey, ich bin in Bari. Bari liegt 270 km, eine lächerliche Distanz, von Neapel entfernt, wo wir uns gestern vormittag auf den Weg machten. In der Zwischenzeit haben wir unzählige Stunden auf Raststätten und Autobahnauffahrten verbracht. Wir haben geschätzte siebzehntausend Mal unsere Daumen in den Wind gehalten. Wir haben auf dem Boden eines Rasthauses übernachtet, in einer Nische neben der Tür. Wir sind drei Stunden zum nächsten Autogrill gelaufen und wurden dann nicht reingelassen. Wir wurden Zeugen von Drogenkonsum am Steuer. Wir wurden zweimal von der Polizei verjagt, beide Male mit Blaulicht, beim zweiten Mal mit Sirene. Kurz: Es lief verdammt beschissen für uns.


Stuck in the middle of nowhere – (c) Sebastian Endt

Klar, Autostop liegt nicht gerade im Trend, klar haben manche Leute Angst, klar hat man nicht immer Bock wildfremde Menschen im Fahrzeug zu haben. Wartezeiten und Frust waren einkalkuliert. Aber die Gleichgültigkeit, Arroganz und manchmal Schadenfreude, die uns an diesen beiden Tagen entgegenschlug, war brutal. Für uns war das ein Abenteuer, ein Experiment, zeitlich begrenzt und trotz allem sowas wie Urlaub. Wie fühlt es sich an, wenn man diesen Blicken, dieser Verachtung täglich ausgesetzt ist, als echter Landstreicher, als Obdachloser?

Nach zwei Tagen waren wir unserem Ziel kaum näher gekommen und gaben auf. Wir saßen auf der Piazza in einem Nest namens Grottaminarda und warteten auf den Bus zurück nach Neapel. Zum Glück hatte der verdammte Bus eine halbe Stunde Verspätung. Sonst hätten wir den anderen Bus verpasst, von dessen Existenz wir nichts wussten und der gerade aus Rom kam. Und weiter fuhr nach: Bari.

Bari at night

Ein weiterer Vorzug des Backpackerlebens: Man ist immer nur ein paar Tage in der gleichen Stadt und braucht sich daher nicht allzu viele Gedanken darüber machen, ob sein Tanzstil auf allgemeine Zustimmung stößt ;)

Zwischen Neapel und Bari lagen zwei ziemlich abgefahrene Tage on the road, deren Geschichte ich noch aufschreiben will. Stay tuned…

Napoli

Wir sitzen in einem schwarzen Geländewagen und fahren auf der Stadtautobahn durch die Vororte von Neapel. Vor uns liegt der Vesuv in Wolken verhüllt. Links und rechts sehen wir halb verfallene Fabriken, nie vollendete Betonskelette, baufällige Wohnblocks. Dann mitten im Schutt ein glitzernder Solarpark. Der Schweizer am Steuer fährt versehentlich über zwei rote Ampeln, indem er seinen Vordermännern folgt. Auf der Rückbank liegt eine Zeitschrift über „Unternehmenspraxis und Geldanlage“. Wir steigen direkt am Meer aus, die Sonne kommt hinter den Wolken hervor.

Am nächsten Tag erkunden wir den neapolitanischen Wahnsinn zu Fuß. In einer Osterprozession tanzt das ganze Viertel um einen lebensgroßen Plastikjesus. Auf jeder Piazza bolzende Jungs mit roten Plastikbällen. Mofafahrer brettern blind und hupend um die Ecken. Wäscheleinen quer über die Gassen, Straßenhändler und Bettler überall. Das ganze Chaos ist mit Worten schwer zu beschreiben. Abends treffen wir im Vorort Portici auf Vincenzo. Vincenzo ist etwa 70 und hat über 40 Jahre als Gastarbeiter in Deutschland gearbeitet. Er führt uns eineinhalb Stunden durch die Gegend, erzählt und schimpft. Vor allem schimpft er. In Italien ist alles Mist. Bauqualität, Zahnersatz, Medikamentenpreise, die Männer (die mit der Emanzipation nicht klarkommen und ihre Frauen ermorden), Mordaufklärung, Arbeitsmoral und Effizienz, Schweißnähte, Verzinkungen, der Zustand der Straßen… Alles „eine Scheiße“. Immer wieder bleibt er stehen (sonst geht er sehr langsam), holt tief Luft und ruft: „Es ist eine Scheiße!“ Zur Veranschaulichung zeigt er uns ein Grundstück. Laut Bautafel wird dort eine Forschungseinrichtung der EU errichtet, geplante Bauzeit: 2000-2006. Bisheriger Baufortschritt: Null. Wegen Klima und Landschaft bereut Vincenzo trotzdem nicht, zurückgekommen zu sein.

AC Napoli

Il Capitano

Piazza del Plebiscito

Napoli e Vesuvo

Warteschlange an einer Suppenküche

Potremmo andare con vi?

Wie viele Städte ist Florenz nachts am schönsten. Wenn sich die Touristenhorden ins Grandhotel zurückgezogen haben, kann man gemütlich mit einem bierra am Ufer des Arno sitzen und die Lichter der Stadt auf sich wirken lassen. Dreh- und Angelpunkt unserer nächtlichen Streifzüge ist il ponte vecchio. Wie Claudio erzählte, hat die Wehrmacht auf ihrem Rückzug alle Brücken in Florenz gesprengt. Nur an der ponte vecchio wurde zur Abwechslung nachgedacht und beschlossen, dieses Juwel zu verschonen. Morgen früh wollen wir wieder auf die Straße und weiter Richtung Neapel. Ich freue mich auf neue Begegnungen wie die mit Fabio, der als Handlungsreisender in Werbekugelschreiber macht und sich mit uns Physikstudenten intensiv über Teilchenphysik und die Zukunft der Energieversorgung ausgetauscht hat. Mal sehen, wen wir für uns gewinnen können mit Vaganbundencharme und dem Satz: >Potremmo andare con vi?<

Firenze

Beim Backpacken lernt man die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. So wie gerade Weißbrot mit Olivenöl und Rotwein. Entgegen aller Warnungen funktioniert Autostopp auch in Italien einwandfrei. Und so sitze ich jetzt nach einer Reihe sehr angenehmer rides in Franks Küche in Florenz. Gestern war Landgang in Laas, Südtirol. Ein idyllisches kleines Nest, das uns heute morgen mit einem grandiosen Frühstück verabschiedete, bevor es uns hinaus in den Regen und auf die Straße geschickt hat. Als wir aber gegen Abend mit Claudio die Grenze zur Toskana überquerten, hat uns die Sonne des Südens begrüßt.
Genug geredet, ich muss raus in die Florentiner Nacht. Es gilt, eine Welt zu erkunden…

Miss Laas 2012

Firenze

Nürnberg.


Letzte Woche einen Freund in Nürnberg besucht. Durch die Stadt geradelt, Nudeln gegessen, Hinterhöfe erkundet, auf Baustellen rumgekraxelt. Und diese zwei Fotos gemacht.

Budapest.

Bandausflug nach Ungarn. Die Stadt ist schön, aber auch schmutzig und arm. Meinem Eindruck nach herrscht seit längerem Stillstand, was Architektur und Stadtentwicklung angeht. Auf jeden Fall aber eine Reise wert. Hauptsehenswürdigkeit ist für mich die Donau samt der vielen Brücken. Von der Reise gibt es auch ein kleines Tagebuch auf der Plan B Facebookseite.