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6.45 Uhr, Bad Aibling

zuggegenzug

Am 9. Februar 2016 prallten im oberbayerischen Bad Aibling zwei Regionalzüge frontal aufeinander. 12 Menschen starben. Meine Kollegin Lisa Schnell und ich haben mit Opfern, Rettungskräften und Bahnexperten gesprochen und den Unglückstag für die SZ in einem Minutenprotokoll rekonstruiert. Die Geschichte erschien nicht nur als klassischer Zeitungsartikel, sondern auch als Digitalreportage mit Fotos, Videos und Infografiken. Der Beginn des Artikels ist frei lesbar, der ganze Beitrag ist zahlenden Kunden vorbehalten.

Aktualisierung 13. März 2017: Der Beitrag „6.45 Uhr Bad Aibling“ ist in der Kategorie Dokumentation für den Henri-Nannen-Preis 2017 nominiert.

Raus aus der Stadt

Zwischendurch brauche ich das ganz dringend: Raus aus der Stadt, ab in die Natur. Mit guten Freunden losziehen. Wind, Sonne, Regen, Schnee. Berge, Bäume, Bewegung. Frieren, schwitzen, schnaufen, leben. Hier ein paar Eindrücke von einer kleinen Tour, diesen Winter im Gunzesrieder Tal. Kann man alternativ auch in einer schicken Diashow anschauen.

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Podiumsgeplänkel

Über eine Podiumsdiskussion an der Uni Augsburg zu den Studiengebühren in Bayern

Der folgende Bericht ist ausdrücklich subjektiv, voreingenommen und unvollständig. Subjektiv, weil die einzige Möglichkeit, objektiv von einer politischen Veranstaltung zu berichten, ein wörtliches Protokoll wäre, und das will keiner lesen, glaubt mir. Voreingenommen, weil ich eine Meinung zu den beteiligten Themen, Personen und Parteien habe und keine Lust, diese zu verbergen. Unvollständig, weil ich nicht immer aufmerksam zugehört und meine Notizen aus der Veranstaltung verlegt habe…

Der AStA der Uni Augsburg hatte zu einer Podiumsdiskussion über Studiengebühren geladen. Bemerkenswerterweise haben alle Landtagsparteien Vertreter entsandt; man könnte meinen, dieses Jahr stehen Wahlen an. Außerdem waren noch ein Vizepräsident der Uni und ein StudierendenStudentenvertreter am Start. Im Publikum saßen großteils linke Studenten aus dem Umfeld der diversen Hochschulgremien, dazu ein paar Piraten und Verbindungsfuzzis in gebügelten weißen Hemden mit Hosenträgern in den Verbindungsfarben.

Der Moderator hat zunächst den Oppositionsleuten von SPD, Grünen und Freien Wählern die Gelegenheit gegeben, sich vorzustellen. Alle drei haben natürlich studierende Kinder und/oder können sich noch gaaanz genau an ihre eigene Studienzeit erinnern. „Wir sind auf eurer Seite“ war die Botschaft an etwa 120 Studenten im Saal. So weit, so erwartbar.

Dann kam der Bad Guy an die Reihe, Professor Barfuß von der FDP, die sich als einzige verbleibende Partei gegen die Abschaffung der Studiengebühren positioniert. Und lustigerweise war es dann genau dieser Professor, der den ersten Applaus des Abends erntete, für den Satz: „Die Benachteiligung der Arbeiterkinder beginnt schon im Kindergarten.“ Oder so ähnlich, wie gesagt, ich habe meine Aufzeichnungen nicht mehr. Jedenfalls war seine Argumentation recht ähnlich zu meiner letztes Jahr hier im Blog. Der Mann ist Haushaltspolitiker und sieht prinzipiell Spielräume für eine Abschaffung der Studiengebührenbeiträge (er legte großen Wert auf diese korrekte Bezeichnung; Gebühren müssten kostendeckend sein, die Studienbeiträge dagegen finanzieren ja nur einen kleinen Teil der Hochschuletats), würde diese Spielräume aber gern anderwertig einsetzen, für frühkindliche Förderung und solches Zeugs (Gedöns, wie der alte Gerd gesagt hätte). Ein echtes Plädoyer PRO Studiengebühren, wie man es von der FDP vielleicht erwartet hätte, sieht anders aus. Ob der Typ nicht ganz auf Parteilinie ist oder sich einfach nur den Shitstorm bei der dieser Veranstaltung ersparen wollte, bleibt unklar.

Fehlt noch der Abgesandte der CSU. Aus deren Landtagsfraktion hat sich keiner hergetraut, stattdessen schickten sie Volker Ullrich, seines Zeichens Ordnungsreferent der Stadt Augsburg. Was den großen Vorteil hatte, dass der nicht rechtfertigen musste, warum er damals unter Edmund I. für die Studiengebühren gestimmt hat und jetzt, vox Rindviech, für deren Abschaffung eintritt. However, wer in den Bundestag will darf keinen Auftritt ausschlagen, und so saß er auf dem Podium und musste erklären warum er denn da sitzt, als Kommunalpolitiker. Und, oh Wunder, natürlich hat er auch mal studiert und war damals hochschulpolitisch SEHR aktiv und überhaupt ist er als Ordnungsreferent für die Festlegung der Zeiten zuständig, zu denen man sich im Rathaus für das Volksbegehren eintragen kann… Jaaa.

Professor Tuma von der Unileitung hat „zwar eine politische Meinung, die ist aber nicht Gegenstand dieser Diskussion“. Zur Frage der Studiengebühren wollte er sich also nicht explizit äußern. Tuma hob allerdings die aus seiner Sicht erheblichen Verbesserungen in der Lehre hervor, die durch jene ermöglicht worden seien. Auf diese könne und wolle die Uni nicht verzichten, ob das Geld von den Studenten oder aus dem Haushalt komme sei eine andere Frage. Also Abschaffung der Gebühren nur bei voller, fest zugesagter Kompensation aus Seehofers Schatztruhe.

Der Studentenvertreter studiert VWL und schaut auch aus wie ein JuLi, hat aber recht vernünftig geredet. Was er genau gesagt hat, weiß ich leider nicht mehr.

Nach diesem fröhlichen Kennenlernen wurde ein bisschen diskutiert. Der FDP-Mann bleibt bei seinem Ansatz und bringt neben der Frühförderung noch die Meisterschüler und Altenpflege-Azubis ins Gespräch, die ja auch für ihre Ausbildung zahlen müssten. Das lassen die Oppositionsleute nicht gelten, man dürfe ja nicht Unrecht mit Unrecht begründen, selbstverständlich gehöre das alles verkostenlost. Interessant wurde es bei einem rot-gelben Hausaufgaben-Schlagabtausch. Die Jungs haben sich natürlich beide vorbereitet, und so packt Linus Förster, SPD, eine Studie der Bundesregierung aus. Da steht:

„Durch die Einführung von Studiengebühren verzichtet eine nennenswerte Zahl von Studienberechtigten auf das ursprünglich beabsichtigte Studium. Insbesondere Frauen und Studienberechtigte aus hochschulfernen Elternhäusern entscheiden sich aufgrund von Studiengebühren gegen ein Studium.“

Das kontert FDP-Mann Barfuß mit einer in der taz zitierten Studie, wonach Studiengebühren eben keinen Effekt auf die Studiumsentscheidung hätten. Verkehrte Welt und eine Lehrstunde über den Wert soziologischer Befragungen.

Später ging es dann noch viel um Tumas Geldsorgen. Die Uni könne derzeit viele Stellen nicht verlängern, da die Finanzierung nicht gesichert ist; die Zukunft der Gebühren sei ungewiss und eine Kompensation aus dem Haushalt nicht zugesagt. FDP-Finanzexperte Barfuß versucht auf seine leicht überhebliche Art, ihn zu beruhigen, es seien schon Mittel im Haushalt eingeplant, für den Fall der Fälle. Das Oppositionslager ist derweil weitgehend abgemeldet, CSU-Sitzwärmer Ulrich äußert zwischendurch ein paar Floskeln.

Irgendwann gab der Moderator die Diskussion frei und ließ Redebeiträge aus dem Publikum zu. Manche waren peinlich, einige recht vernünftig, einer erwähnenswert: Ein eloquenter Student aus dem Umfeld des Bildungsstreiks kritisiert die große Diskrepanz zwischen den warmen Worten der anwesenden Politiker und der praktizierten Bildungspolitik im Landtag.

Alles in allem war es ein halbwegs unterhaltsamer und informativer Abend. Die Diskutanten haben sich ein bisschen zu sehr lieb gehabt, etwas mehr Feuer hätte der Veranstaltung gut getan. Beim Rausgehen bekommt jeder von zwei hübschen AStA-Mädels einen Flyer in die Hand gedrückt. Draußen liegt Schnee.

First things first

Vorweg vielen Dank für die zahlreichen Kommentare, hier und auf Facebook, zu meinem Artikel „Für echte Bildungsgerechtigkeit„, der genau das wollte: Widerspruch auslösen, eine Debatte anstoßen. Ich möchte hier auf die Kritik eingehen. Es gab in meinen Augen zwei Hauptargumentationen:

  • Meine Feststellung, die Studiengebühren hätten zu spürbaren Verbesserungen der Lehre geführt, wird zurückgewiesen. Ich greife hier vor allem auf persönliche Erfahrungen an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg zurück. Für diesen Bereich halte ich daran auch fest – vor allem was die sogenannte „Kleingruppenbetreuung“ in Tutorien, Ferienkursen etc betrifft. An anderen Fachbereichen und Hochschulen sieht es vielleicht anders aus. Objektive, belegte Fakten habe ich dazu bei einer, zugegebenermaßen kurzen, Recherche nicht gefunden.
  • Die von mir angeführten Missstände im Sozial-, Schul- und Vorschulsystem seien unabhängig von den Studiengebühren zu sehen. Theoretisch stimme ich dem zu – realpolitisch sieht es – leider – anders aus. Die Finanzmittel sind begrenzt, der Spardruck auf die Haushalte ist hoch. Was zur Kompensation der wegfallenden Studiengebühren an die Unis fließt, fehlt anderswo. Mir fehlt da im Detail der Einblick, aber sowohl in NRW als auch in Baden-Württemberg hat man nach meiner Beobachtung nach dem Regierungswechsel (von schwarz-gelb zu rot-grün bzw. grün-rot) die Studiengebühren abgeschafft und dann festgestellt, dass die Haushaltsspielräume für weitere Bildungsprojekte sehr begrenzt sind (Lehrerstellen, kostenloses Kindergartenjahr, Kitaplätze usw). Darum mein Hinweis auf eine falsche Prioritätensetzung. Das Argument, Studiengebühren hätten besonderen Symbolcharakter (und somit großes Mobilisierungspotential), trifft das Problem: Wir reden von Symbolpolitik. Manch einer möchte gleich noch die Gebühren für Techniker- und Meisterschulen mit abschaffen und  den Spitzensteuersatz erhöhen. Beides halte ich für sinnvoll – ist aber eine andere Baustelle und nicht Gegenstand der Diskussion.

Vielleicht nochmal zur Klarstellung: Ich bin voll und ganz der Meinung, dass eine Welt ohne Studiengebühren eine bessere Welt wäre. Ich meine nur, dass es andere Stellschrauben im Bildungssystem gibt, an denen man dringender drehen muss. Das aus Bayern über Nacht ein bildungs- und gerechtigkeitspolitisches Schlaraffenland wird, ist utopisch. Im Zweifelsfall gilt: First things first.

Über die vermissten Studien, wonach Studiengebühren keinen signifikanten Einfluss auf die Studienneigung einkommensschwacher Bevölkerungsschichten haben, bin ich bei der Recherche sogar gestolpert, habe sie aber aus Schlamperei nicht übernommen. Sie hätten dem Text tatsächlich gut getan. Danke für den Hinweis!

Für echte Bildungsgerechtigkeit

Seit 2005 wurden in sieben Bundesländern Studiengebühren eingeführt, inzwischen sind sie fast überall wieder abgeschafft. Nur in Bayern und Niedersachsen werden die Beiträge noch erhoben. In Niedersachsen stehen im Januar Wahlen an, ein Regierungswechsel mit anschließender Abschaffung der Gebühren ist wahrscheinlich. In Bayern steht nächstes Jahr ein Volksbegehren zum Thema ins Haus. Grund für die regierende CSU, alle bisherigen Überzeugungen über den Haufen zu werfen und dem Volk mit der Abschaffung zuvor zu kommen. Damit sind außer der verzwergten FDP alle bayerischen Parteien gegen Studiengebühren, außerdem der Gewerkschaftsbund und natürlich die Studentenvertretungen. Also quasi alle. Aber muss es deswegen richtig sein?

Fakt ist: Die Studiengebühren haben die Situation an den Hochschulen deutlich verbessert, auch wenn sie zum Teil unsinnig oder gar nicht ausgegeben werden. Es wurden zahlreiche Tutorenstellen geschaffen, um Studenten in Kleingruppen zu betreuen. Zusätzliche Kurse zur Prüfungsvorbereitung wurden ermöglicht, auch die Sachausstattung hat sich verbessert. „Ohne die Gebühren würde es hier anders aussehen“, hat mir erst kürzlich wieder ein Dozent bestätigt. Eine Abschaffung, da sind sich alle einig, macht nur Sinn mit Finanzausgleich aus dem Staatshaushalt.

Das häufigste Argument gegen Studienbeiträge ist Bildungsgerechtigkeit. Hier herrschen in Deutschland katastrophale Zustände, die das Deutsche Studentenwerk regelmäßig in einer Sozialerhebung festhält. Nur 17 Prozent der Arbeiterkinder nehmen ein Studium auf, beim Nachwuchs von Selbstständigen und Beamten sind es je über 60 Prozent. Die working class stellt  vierzig Prozent der Bevölkerung, aber nur 20 Prozent der Studienanfänger. Über ein Viertel der Bevölkerung hat keine Berufsausbildung – aus dieser Gruppe stammen nur zwei Prozent der Studenten. Über die Hälfte der Studenten hat einen Vater, der ebenfalls schon studiert hat. Wer greifbare Eindrücke lieber mag als nackte Zahlen (oder sich einfach für teure Autos begeistert), dem empfehle ich einen Spaziergang über den Parkplatz einer Universität. Höhere Bildung ist in Deutschland nach wie vor hauptsächlich eine Veranstaltung der Mittel- und Oberschicht. Unser Bildungssystem sorgt dafür, dass die viel zitierte Schere zwischen Arm und Reich weit geöffnet bleibt.

Chinesisch im Kindergarten

Aber: Das liegt nicht an den Studiengebühren. Die Selektion findet viel früher statt. Von 100 Kindern mit Akademiker-Eltern erreichen 71 Abitur – Bei Kindern mit nicht-akademischem Background schaffen das gerade mal 24.  In einem Kindergarten in Berlin-Neukölln oder Augsburg-Oberhausen muss in der Regel erstmal die deutsche Sprache vermittelt werden. Die Villa Ritz, ein Kindergarten in Potsdam, schreibt auf ihrer Homepage: „Deutsch und Englisch sind Verkehrssprachen. Chinesisch ergänzt das Fremdsprachenangebot.“ Die Schere klafft schon vor der Einschulung weit auseinander.

Die Förderung sozial schwacher Kinder ist nicht nur aus Gründen der Chancengleichheit wichtig. Deutschland kann es sich wirtschaftlich auch einfach nicht leisten, dieses Potential weiter zu verschwenden. Aber dann muss man früh damit anfangen. Mit mehr Lehrern, besseren Schulen, Ganztagsangeboten. Im Prinzip müsste man direkt bei der Ghettoisierung von Arm und Reich ansetzen. Das alles kostet Geld. Geld, dass man lieber für Geschenke ans Bildungsbürgertum einsetzt. So wie in Baden-Württemberg: Dort hat die grün-rote Landesregierung die Studiengebühren abgeschafft – und 11.600 Lehrerstellen gestrichen. Das ist absurd.

Geschenk für Wohlhabende

Man kann über eine Senkung der Studiengebühren nachdenken. Man kann die Befreiungsmöglichkeiten für sozial schwache ausbauen. Man kann Modelle diskutieren, bei denen die Gebühren erst ein paar Jahre nach der Ausbildung fällig werden, ähnlich dem BAFÖG. Die Studenten sollten stärker an der Entscheidung über die Verwendung der Mittel beteiligt werden. Vielleicht kann man Studiengebühren auch irgendwann abschaffen. Das wäre schön. Aber zur Zeit wird das Geld anderswo dringend gebraucht. Solange es Migranten und Arbeiterkinder in Deutschland nur in Ausnahmefällen zum Abitur schaffen, ist ein kostenloses Studium ein Geschenk für Wohlhabende. Oder mit den Worten von Karl Marx: „Wenn in einigen Staaten höhere Unterrichtsanstalten unentgeltlich sind, so heißt das faktisch nur, den höheren Klassen ihre Erziehungskosten aus dem allgemeinen Steuersäckel zu bestreiten.“ Der Bildungsjournalist Christian Füller schreibt in der taz: „Asta-Fritzen kämpfen im Che-Guevara-T-Shirt für ein vermeintlich kostenloses Studium. In Wahrheit aber sind sie die Vorhut reicher Ärzte-, Anwälte- und Redakteurskinder, die Papis Kohle weiter in Skiurlaube stecken wollen.“

Freie Bildung für alle ist ein schöner und richtiger Slogan. Von den vielen Hürden auf dem Weg vom Arbeiterkind zum Prof. Dr. sind Studiengebühren allerdings die niedrigste. Dieser Text ist er ist ein Plädoyer gegen Populismus und für echte Bildungsgerechtigkeit.

Update: Hier in den Kommentaren und auf Facebook wurde einige Kritik geäußert, auf die ich in einem eigenen Beitrag eingehe.

Politisches Doping

Okay, das Thema „Demokratiedefizite bei der CSU“ ist etwa so originell wie ein Witz von Mario Barth. Man meint irgendwie, darüber hat man schon alles gehört, da kommt nichts neues mehr. Aber als Parteisprecher direkt beim ZDF anzurufen um Berichterstattung über die Opposition zu verhindern, ist schon ein bisschen arg krass, oder? Da hat ja Wladmir Putin subtilere Wege der Medienmanipulation auf Lager. Wollten die FJS-Erben auf diese Art 50 Jahre Spiegel-Affäre feiern?  Ich schlage jedenfalls vor, der CSU die letzten sieben Wahlsiege abzuerkennen.

Lac de Constance

Herrlich, wieder unterwegs zu sein. Ich dachte immer, das von Augsburg aus nächstgelegene Meer sei die Adria, bei Venedig oder so. Völlig verkehrt, das nächste Meer liegt nur zwei Zugstunden entfernt und trägt den wunderbaren Namen Lac de Constance, zu deutsch Bodensee. Keine Wolke am Himmel, das azurblaue Wasser mit Segelbooten übersät und an jeder Ecke ein Eiscafé, mehr maritimes Flair geht nicht. Dazu am Horizont die schweizer Berge!

Einzig die Mentalität der lokalen Behörden wirkt bisweilen eher preußisch als mediterran. Im österreichischen Ort Hard zieren Schilder das Seeufer: „Baden verboten“. Ein Stück weiter: „Lagern und Baden verboten“. Das Schild „Sprechen und Lachen untersagt“ finden wir nicht, da gab es wohl Lieferschwierigkeiten. Immerhin, der Voralberger hat eine ausgeprägte anarchistische Ader, er lagert und badet unbekümmert.

Man ist international aufgestellt am Lago di Costanza. Die Bodensee-Schiffahrts-Gesellschaft macht ihre Durchsagen zweisprachig und weist in schönstem Bajuwaren-Englisch auf die nächste Verbindung „to Bregenz in Oaschtria“ hin. Dort leistet man sich mit der Seebühne eine imposante, ins Wasser gebaute Open-Air-Location für Opern und Musicals. Punkrock würde da sicher auch funktionieren.

Das ist hier keine arme Gegend, das macht sich bemerkbar. Teure Häuser, teure Yachten, teures Blech dominieren das Bild. Egal: Dank großzügiger, frei zugänglicher Parks am Seeufer braucht es nicht mehr als eine Badehose und vielleicht ein gutes Buch, um sich unter alten Laubbäumen wie der reichste Mensch zu fühlen.

Raupe

Lac de Constance

Ringelnatter

Kleiner See

Lindauer Leuchtturm

Nürnberg.


Letzte Woche einen Freund in Nürnberg besucht. Durch die Stadt geradelt, Nudeln gegessen, Hinterhöfe erkundet, auf Baustellen rumgekraxelt. Und diese zwei Fotos gemacht.

Schneeschuhwanderung

Das Jahresende habe ich mit ein paar guten Freunden im Allgäu verbracht. Einen Tag war Boarden angesagt, aber noch viel geiler war unsere Schneeshuhwanderung durch die Wildnis. Snowshoeing als Alternative zum pistenbasierten Wintersport bedeutet: Kein Warten am Lift, dafür unberührter Pulverschnee. Wir sind den ganzen Tag keinem Menschen begegnet. Trotz oder vielleicht auch wegen dem Sauwetter ein Riesenerlebnis.